Bei Ford Meyer sind Bugstrahlruder im Angebot

Ich fotografiere und filme den ganzen Tag, wenn ich nicht gerade fahre, und denke mir jedesmal: da machst Du heute Abend einen schönen Beitrag für den Blog daraus! Und dann fällt mir plötzlich wieder ein, dass ich ja der Smutje bin und mindestens eine Kapitänin ziemlich grimmig werden kann, wenn nicht bei Zeiten was auf die Gabel kommt. Und dann muss ich natürlich auch was essen und dann wird’s gemütlich und dann sitzen wir auf dem Heck und lassen uns eine milde Brise um die Nase wehen – und dann gehen wir ins Bett und dann war’s wieder nix mit dem Beitrag… Jetzt aber!

Ein Plastik gewordener Männer-Traum

Nachdem wir zwischenzeitlich auf Grund gelaufen waren, uns freigeschwommen hatten, allerdings nun mit wesentlich weniger Schub verspürten… …hatten wir es in einen örtlichen Yachthafen geschafft. Hier sollte zunächst einmal ein Taucher beauftragt werden, um die Schraube in Augenschein zu nehmen.

Wir lagen allerdings auf dem Platz eines festen Mieters in Abwesenheit. „Morgen müsst Ihr da weg“, beschied der Hafenmeister mit hochgezogenen Augenbrauen. „Dann kommt der Skipper zurück!“

Und wie der am nächsten Tag zurück kam! Wir hatten uns inzwischen auf einen Gäste-Liegeplatz gelegt, auf der anderen Seite desselben Steges, und wurden Zeugen, wie ein gut 14m langes Plastikmonster rein rauscht – Kaufpreis zwischen 750.000,– und 1 Mio Euro. Allein auf der Badeplattform kann man bequem eine Tischtennis-Platte aufbauen und spielen.

Es wird schwungvoll eingelaufen und mit bereits am Steg liegenden Leinen festgemacht. Dann verlässt der Skipper das Boot. Mein erster Gedanke beim Anblick des jungen Mannes (Ende 30, würde ich schätzen) ist: „Tätowierungen am Ellbogen müssen ziemlich schmerzhaft sein!“, denn das ist die einzige Stelle, an der er keine hat. „Wow!“, rufe ich ihm anerkennend zu, „Ich glaube so ein tolles Schiff habe ich das letzte Mal bei Fort Meyers gesehen!“ Er antwortet nicht sondern schaut nur verständnislos rüber. Wahrscheinlich fragt er sich, seit wann irgendwelche Autohändler so tolle Yachten wie seine im Angebot haben.

Dicht gefolgt wird die Ganzkörper-Tapete von seinem Sohn, ca. 10 Jahre alt. Der zerrt einen E-Scooter vom Boot und hat einen riesigen Kopfhörer auf dem Schädel. Kurz streifte mich der Gedanke, ob das Teil wohl irgendwie auch als Klammer dient – und wenn man die abzieht, dass dann aus der gespaltenen Birne ein weiße Fahne erscheint mit der Aufschrift: „Hauptsache kein Abitur!“ Der possierliche Nachwuchs startet nun aber erst einmal eine Tour mit dem Scooter auf dem Steg – die 80m hoch und wieder zurück, hoch und wieder zurück, hoch und wieder zurück… Eine sehr hübsch sportliche Variante von Autismus, ich verfluche den Tag, an dem der Lithium-Ionen-Akku erfunden wurde, der Scooter klappert ein sonores Stakkato in den ansonsten sehr schönen und ruhigen Abend.

Abgerundet wird der Kreis dieser kleinen Familie durch die Dame des Hauses – äääh: Bootes. Miss Strandgeflüster steht dem Gatten in nichts nach, sie hat einen Schmetterling im Maßstab 45:1 an eine Stelle tätowiert, an der das Motiv auf Sicht der nächsten 20 Jahre eher in Richtung Pelikan gehen dürfte. Mutti ist offensichtlich für den Landstrom zuständig und kommt mit dem entsprechenden Kabel von Bord. Kurz überlege ich, ob ich ihr sage, dass das hier seit heute mit WLan funktioniert und sie den Stecker nur an einer möglichst hohen Stelle am Schiff befestigen muss – ich bin mir sicher, sie wäre dem begeistert gefolgt! Aber nein: Mutti legt das Landstromkabel quer über den Steg und pappt es in die dort vorgesehene Steckdose. Als kurze Erklärung für alle, die nicht schon mal öfter mit einem Boot unterwegs waren: ein Landstrom-Kabel verlegt man in der Regel so, dass es niemanden anderen auf dem Steg stört. Miss Strandgeflüster verlegt ihres so, dass der Filius sich mit seinem Scooter unweigerlich auf’s Maul legen müsste, wenn er nicht selbst hierzu zu blöd wäre. Wie auch immer: eine gelungene Sozial-Studie – wenn man dem 1-Mio.-Euro-Skipper sagen würde, dass seine Truppe ziemlich stereotyp ist, würde er wahrscheinlich darauf verweisen, dass er an Bord Dolby-Surround hat!

„Et gibt ebent sonne und sonne!“

Da wo ich herkomme, tiefstes Ruhrgebiet, beschreibt die Überschrift die Erkenntnis, dass der Umgang mit bestimmte Prozessen regional sehr unterschiedlich sein kann. In diesem Fall meine ich damit die beiden Belege rechts im Bild: einer vom vollelektronischen Automaten im Yachthafen Fleesensee – und einer von Kathrin, einen Hafen später.

Willkommen in Deutschland!

Im Hafen von Waren boten sich den mit ihren Eltern entlang flanierenden Kindern die Utensilien, mit denen man riesige Seifenblasen produzieren kann. Selbstverständlich handelt es sich um einen deutschen Hafen und genauso selbstverständlich muss diese Warntafel aufgestellt werden. Es ist kein Geheimnis, dass ein paar Tropfen Spülmittel auf sandigem Kopfsteinpflaster für eine spiegelglatte Rutschfläche sorgen!

Müritz Nationalpark – spannende Wunderwelten

Die geführte Radtour durch den Müritz Nationalpark war ein tolles Erlebnis! Und es ist immer wieder schön, trotz fortgeschrittenen Alters noch dazuzulernen. Die Vorträge über Torf, Gezeiten und allerlei Zusammenhänge waren wirklich spannend. Am meisten begeistert mich aber nach wie vor, dass wir hier am Rande unseres schönen Deutschland so ein naturbelassenes Paradies haben, mit allerlei Viehzeug vom Käfer bis zum Seeadler, das man eigentlich nur aus dem Zoo kennt!

Um einmal beim Seeadler zu bleiben: wir haben neu gelernt, dass diese Könige der Lüfte ihre Beute im Sturzflug aus dem See grapschen! Ok, das haben wir nicht neu gelernt, aber das: tatsächlich ist es diesen Raubvögeln angeboren, dass sie ihre Beute erst im Horst (also dem Nest) wieder loslassen können. Die „krampfen“ mit ihren Krallen sozusagen. Und wenn sich dann so ein Adler mal verschätzt hat und sich die Lachs-Forelle als Delphin entpuppt, dann hat er ein Problem. Zwei bis drei Kilogramm bekommt er hin, alles was darüber hinaus geht macht ihn – wenn auch nur für kurze Zeit – zur Boje. Mein Scherz in Richtung des Rangers, dass wir ein solches Verhalten sehr gut kennen, weil unsere Firma viel für den Kapitalmarkt arbeitet, konnte leider nicht verfangen…

Und ewig dröhnt das Bugstrahl-Ruder

Bei dem Video geht es weniger um das bewegte Bild als um den Ton. Für diejenigen, die nicht wissen, was ein „Bugstrahlruder“ ist, eine kurze Erklärung. Das ist ein Propeller, der vorne am Bug im rechten Winkel zum eigentlichen Propeller am Heck eingebaut ist. Damit kann man den Bug fein justiert nach rechts oder links bewegen. Elodie hat auch so eines, das je nach Intensität, mit der der entsprechende Hebel bedient wird, entweder leise surrt oder halt laut kreischt, wie es in dem folgenden Video zu hören ist. Das Bugstrahlruder dient in erster Linie beim An- und vielleicht auch einmal Ablegen. Damit kann man kleinere Korrekturen an der Position des Schiffes vornehmen, mehr nicht.

In den meisten Häfen hier in diesem führerscheinfreien Revier ist es allerdings so, dass die Leute ihr Boot mit dem Bugstrahlruder steuern. Das heißt, sie legen den Gang ein, damit das Schiff vorwärts fährt, und steuern dann die Richtung nicht mit dem Steuerrad, sondern mit dem Bugstrahlruder – und dies in der Regel mit „voller Möhre“. Entsprechend hat man bis zum Einbruch der Dunkelheit ein Gekreische in den Häfen, das sich anhört wie Walgesänge auf Ecstasy…

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